Erich-Fromm-Vorlesung 2023 mit Thomas Fuchs am 30. November 2023
Das Erich Fromm Study Center veranstaltet jährlich an der IPU Berlin eine Erich-Fromm-Vorlesung. In diesem Jahr konnte Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs als Referent gewonnen werden.

„Kränkung, Rache, Vernichtung. Zur Phänomenologie des Hasses“
Hass lässt sich als ein anhaltender Affekt auffassen, der auf eine erlebte Kränkung oder Ungerechtigkeit zurückgeht und auf Rache an ihrem Urheber, in extremen Fällen auf die Vernichtung des Feindes ausgeht. Die Dynamik und Radikalität des Hasses resultiert aus dem Rückstau des Affekts, der durch die eigene Schwäche oder Ohnmacht des Hassenden bedingt ist. Gerade dieser Rückstau lässt den Hass sich immer weiter nähren, bis er schließlich in akute destruktive Handlungen umschlagen kann. Als charakteristische Struktur des Hasses zeigt sich dabei eine Dialektik von Selbststeigerung und Selbstdestruktivität. Diese individuelle Dynamik findet sich in oft potenzierter Form im Hass von Gruppen wieder, der auf soziale und politische Kränkungserfahrungen zurückgeht. Der Vortrag untersucht die Phänomenologie des Hasses anhand literarischer Beispiele, psychischer Störungen und aktueller gesellschaftlicher Phänomene.
Thomas Fuchs hat die Karl-Jaspers-Professur für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg inne. Er ist Träger des renommierten Erich-Fromm-Preises 2023. Zudem referierte Thomas Fuchs im Rahmen des Horst Kächele Webinars im Wintersemester 2021/22 zusammen mit Mark Solms zum Thema „The Hard Problem of Consciousness“.
Ausgewählte Buchveröffentlichung: „Das Gehirn – ein Beziehungsorgan“ (Kohlhammer 6. Aufl. 2021)„Verteidigung des Menschen. Grundfragen einer verkörperten Anthropologie“ (Suhrkamp 2020).
Veranstaltungsinformationen
Am Donnerstag, 30. November 2023, findet die öffentliche Vorlesung um 19Uhr im Hörsaal 1 der IPU Berlin in der Stromstraße 1 statt. Sie wird in deutscher Sprache stattfinden. Die Veranstaltung wird von der Karl-Schlecht-Stiftung gefördert. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung wird erforderlich sein und demnächst hier möglich sein.